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In Stanford vergewaltigte der Student Brock Turner eine junge Frau hinter einem Müllcontainer und wird dafür nur zu 6 Monaten Haft verurteilt. Die Begründung für das milde Urteil: das Gefängnis hätte ansonsten einen "schweren Einfluss" auf den Täter. Was ist da los?
Was sich bei diesem Vergewaltigung-Fall abspielt, erinnert an ein Narrenstück. Mann vergewaltigt Frau, Vater des Mannes bittet den Richter, das Leben seines Sohnes wegen "20 Minuten Action" nicht zu verpfuschen, Richter fällt mildes Urteil, damit es der Sohn im Gefängnis nicht so schwer hat. Und statt in ein Staatsgefängnis kommt er in ein kleines Bezirksgefängnis und wenn alles gut läuft, kann er sich da eh schon nach 3 Monaten verabschieden.
Rape Culture is a thing
Das Statement des Vaters muss man sich sowieso mal auf der Zunge zergehen lassen. Er spricht davon, wie stark seinen Sohn diese Vorfälle belasten und wie sehr die Familie darunter leide. Dass er so ein toller Schwimmer und Sportler sei und sein ganzes Leben noch vor sich habe. Kein Wort darüber, dass eben dieser Sohn ein wirklich schlimmes Verbrechen begangen hat. Kein Wort darüber, wie sich das Leben des Opfers für immer geändert hat.
Er spricht nur davon, dass er nicht fassen könne, dass sich das Leben seines Sohnes jetzt wegen "20 Minuten Action" so massiv ändere. Dass diese 20 Minuten Einfluss darauf haben, wo dieser wohne, wo er arbeite und so weiter, da er dann ja offiziell als sex offender registriert werde. Außerdem erklärt der brave Sohn seinen Kommilitonen anscheinend dauernd, wie schlecht Alkohol sei und dass sexuelle Belästigung echt nicht ginge. Das bisschen Vergewaltigung, mein Gott. Brock isst doch so gerne Kartoffelchips!
Kommen euch auch schon die Tränen?
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Ich meine: klar. Es ist sein Sohn. Wenn das eigene Kind so etwas Grauenvolles macht, wie soll man als Elternteil damit umgehen? Keine Ahnung, wie man sich dann fühlt. Dennoch muss man diesem Brief, der sicher aus einer Menge Panik und Schmerz heraus geschrieben ist, etwas entgegensetzen. Weil viele Dinge darin einfach falsch sind.
Das hat die junge Frau mit einem beeindruckenden Statement auch getan. Ein Auszug daraus:
The three of us worked to comb the pine needles out of my hair, six hands to fill one paper bag. To calm me down, they said it’s just the flora and fauna, flora and fauna. I had multiple swabs inserted into my vagina and anus, needles for shots, pills, had a Nikon pointed right into my spread legs. I had long, pointed beaks inside me and had my vagina smeared with cold, blue paint to check for abrasions.
After a few hours of this, they let me shower. I stood there examining my body beneath the stream of water and decided, I don’t want my body anymore. I was terrified of it, I didn’t know what had been in it, if it had been contaminated, who had touched it. I wanted to take off my body like a jacket and leave it at the hospital with everything else.
On that morning, all that I was told was that I had been found behind a dumpster, potentially penetrated by a stranger, and that I should get retested for HIV because results don’t always show up immediately. But for now, I should go home and get back to my normal life. Imagine stepping back into the world with only that information.
Wir drei arbeiteten daran, die Kiefernnadeln aus meinem Haar heraus zu kämmen, sechs Hände, die eine Papiertüte füllten. Um mich zu beruhigen sagten sie: es sind nur Flora und Fauna, Flora und Fauna. Mir wurden verschiedene Wattestäbchen in die Vagina und in den Anus eingeführt, Nadeln für Spritzen, Pillen, eine Nikon zeigte genau zwischen meine gespreizten Beine. Ich hatte lange, spitze Schnäbel in mir und meine Vagina wurde mit blauer, kalter Farbe beschmiert, um Abschürfungen aufzudecken.
Nach ein paar Stunden davon ließen sie mich duschen. Ich stand da, untersuchte meinen Körper unter dem Wasserstrahl und entschied: ich möchte meinen Körper nicht mehr haben. Ich war entsetzt vor ihm, ich weiß nicht, was in ihm war, ob er kontaminiert wurde, wer ihn berührt hat. Ich wollte meinen Körper wie eine Jacke abstreifen und ihn zusammen mit den anderen Sachen im Krankenhaus lassen.
An diesem Morgen wurde mir nur gesagt, dass ich hinter einer Mülltonne gefunden wurde, vermutlich durch einen Fremden penetriert, und dass ich den HIV-Test wiederholen solle, da die Resultate nicht unbedingt sofort aussagekräftig seien. Aber jetzt solle ich erst einmal nach Hause gehen und in mein normales Leben zurückkehren. Stellen Sie sich vor, wie sie in die Welt zurückkehren – nur mit dieser Information.
Die Fragen, die ihr gestellt wurden, sind bestimmt leider vielen Missbrauchs- und Vergewaltigungsopfern bekannt:
Did you drink in college? You said you were a party animal? How many times did you black out? Did you party at frats? Are you serious with your boyfriend? Are you sexually active with him? When did you start dating? Would you ever cheat? Do you have a history of cheating?
Typische Täter-Opfer-Umkehr und eine Menge Klischees. Ich meine mein Gott, wieso zieht sie auch einen Rock an? Und trinkt Alkohol? Und überhaupt, vielleicht findet sie Sex ja auch eh ganz geil, also is' doch eh ok?
Hier gibt's News: Es ist egal, ob man total wasted war, als der Übergriff geschah. Gerade dann ist doch klar, dass man in so einem Zustand gar kein Einverständnis zum Geschlechtsverkehr geben kann. In so einem Zustand braucht man Hilfe, keinen Sex!
Einvernehmlicher Sex? Eine kleine Anleitung
Da anscheinend sowohl der Richter, als auch andere Leute echte Probleme haben zu verstehen, wann Geschlechtsverkehr einvernehmlich ist und wann nicht, hier eine kleine hilfreiche Anleitung (auf Englisch):
Eigentlich ganz einfach, oder?
- Die andere Person ist extrem betrunken und hat sich nicht mehr unter Kontrolle? -> kein Einvernehmen.
- Die andere Person ist nicht ansprechbar/bewusstlos? -> kein Einvernehmen. Alter, hilf ihr!
- Die andere Person hat dich das letzte Mal auch rangelassen? -> das heißt nicht, dass es automatisch ein zweites Mal okay ist.
- Du machst mit der anderen Person gerade rum und sie ändert ihre Meinung währenddessen? -> kein Einvernehmen.
- Dein Partner/deine Partnerin möchte keinen Sex, aber du "zwingst sie ein bisschen", ich mein ihr seid ja eh zusammen? -> kein Einvernehmen.
Kein Einvernehmen bedeutet übrigens, dass es dann sexuelle Nötigung, Missbrauch und/oder Vergewaltigung ist, je nachdem, wie weit man geht.
Übrigens ist es ebenfalls nicht okay, die andere Person zu drängen, zu überreden oder zu versuchen, sie einzuschüchtern. Wenn wir schon dabei sind, nicht?
Nachdem wir das nun alle so schön geklärt haben, eine Sache noch:
Weißer Junge aus gutem Hause
Bei diesem Urteil und dem ganzen Rumgejammere wegen des armen Täters frage ich mich doch noch ein paar Dinge. Stellen wir uns vor, der Täter sei ein schwarzer junger Mann aus schlechten finanziellen und sozialen Verhältnissen. Er sei kein Elite-Uni-Student, nicht in einem Schwimmteam, kein reicher, weißer Typ. Wäre dann ebenfalls ein Schuldspruch von 6 Monaten ausgesprochen worden, um seine Zukunft nicht zu verbauen?
I don't think so.
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Jasmin Schreiber
Hurra, Hurra, so nicht!
Freie Journalistin bei der Lügenpresse | Politisch | ist auch noch Illustratorin | war mal Biologin | hat so'n Batman-Ding am Laufen
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